Landau OBEROTTERBACH Wo Soldaten kauerten und heute Wildkatzen logieren
OBEROTTERBACH: Der Westwall als Rückzugsgebiet für seltene und bedrohte Tierarten
Den Relikten der Westwall-Geschichte waren am Sonntag 70 Wanderer im Wald zwischen Hoher Derst und Oberotterbach auf der Spur. Die Tour zu den Bunkerruinen durch den „Grünen Wall", der ein Biotop für Pflanzen und Tiere geworden ist und im Frühjahr offiziell Teil des Westwall-Wanderweges werden soll, führten Klaus Backes vom Verein zur Erhaltung der Westwall-Anlagen und Jörg Hagenbuch vom Verein Leben und Natur in der Südpfalz (Luna).
Hagenbuch und Backes erklärten, dass die meisten der 17.000 Betonbauten der Verteidigungslinie, die die Nazis über 600 Kilometer entlang der Westgrenze des Dritten Reiches errichten ließen, von den Alliierten gesprengt wurden. Die Ruinen seien heute monumentale Zeitzeugen des Krieges und sollen „sichtbares Mahnmal" sein. Die Bunkerruinen sind im Lauf der Jahrzehnte aber auch „Rettungsinsel und Quartieralternative für Pflanzen und Tiere geworden", so Hagenbuch. Die Anlagen hätten neben dem bauhistorischen auch ökologischen Wert. Auf Forcieren von Ministerpräsident Kurt Beck und in Kooperation mit Gemeinden werde hier im Frühjahr der „Westwall-Wanderweg" entstehen, hieß es.
Laut Backes weist dieser Westwall-Abschnitt besonders häufig den sogenannten „Regelbau 10" auf, ein Gruppenunterstand mit angehängtem Kampfraum. Neben der Gefahr vorm Feind hatten sich die Soldaten mit der fast steten Dunkelheit im Bunkerinnern, dem Wasser-, Platz- und Hygienemangel sowie der kargen Verpflegung zu „arrangieren". Laut Aussage eines Panzerdivisionssoldaten aus Oberotterbach 1944 habe man da oben „gestunken wie die Böcke". Zu sehen waren auch Ein-Mann-Bunker (Kochbunker) und eine breite Materialbahn, auf der große Stahlplatten für den Bunkerbau nach oben befördert wurden.
Die Besucher erlebten Wechselbäder zwischen Spuren des Kriegsgrauens und dem realen Blick auf traumhafte Landschaften, wie etwa dem auf die Weißenburger Senke. Hagenbuch informierte über den „Grünen Wall", das seit 2004 bestehende BUND-Projekt zur Rettung dieses Naturrefugiums. Er verwies vor allem auf die in der Region lebenden Wildkatzen, weiter auf Eidechsen und Fledermäuse, die in Bunkerrissen ideale Winterschutzquartiere finden. Entlang des Weges mit teils riesigen Mauerbrocken und Schussspuren waren bereits die ersten Einzäunungen und Pfosten für die spätere Beschilderung zu sehen. (hima)
Quelle:
Verlag: DIE RHEINPFALZ
Publikation: Pfälzer Tageblatt - Ausgabe Weinstraße
Ausgabe: Nr.246
Datum: Dienstag, den 21. Oktober 2008
Seite: Nr.21
"Deep-Link"-Referenznummer: '4193647'